Liebe & Finanzen: So bleibt's harmonisch (#175)

Shownotes

In Partnerschaften, gerade wenn es um die Finanzen geht, kann Schweigen zu großen Streitigkeiten führen. Daher ist es unerlässlich für Paare, offen über Geld zu sprechen. Wie das gut funktionieren kann, erklären wir in dieser Folge. Zudem gibt’s einen Überblick über die verschiedenen Budget- und Kontenmodelle für Paare mit den wichtigsten Vor- und Nachteilen.

Beschreibung

Geld ist eines der sensibelsten Themen in einer Beziehung. Aber warum eigentlich?

  • Unterschiedliche Vermögensverhältnisse: Eine Person hat ein deutlich niedrigeres Einkommen und/ oder Schulden und kommt aus eher ärmeren Verhältnissen, während die andere Person einen gut bezahlten Job hat und mit einem größeren Erbe rechnen kann. Diese unterschiedlichen Vermögensverhältnisse können eine Beziehung belasten.
  • Unterschiedliche Glaubenssätze: Eine Person wächst sparsam auf und tut sich auch im Erwachsenenleben schwer, Geld für schöne Dinge auszugeben. Die andere Person wurde mit der Haltung groß: Geld ist da, um es auszugeben. Diese verinnerlichten Glaubenssätze können unser Verhalten unbewusst steuern und zu Streit führen.
  • Unterschiedliche Risikopräferenzen: Während eine Person auf Sicherheit und Tagesgeldkonto setzt, möchte die andere Person vielleicht investieren. Das führt schnell zu Konflikten, wenn keine Einigung erzielt wird.

Der Schlüssel zu einer harmonischen „Geld“-Beziehung liegt darin, dass wir in unserer Beziehung möglichst offen über Geld sprechen. Aber wie starten wir überhaupt ein solches Gespräch? Ihr könnt euch zu einem sogenannten „Geld-Date“ verabreden. Setzt Euch in entspannter Atmosphäre zusammen – vielleicht mit einem Kaffee oder einem Glas Wein.

Stellt Euch Fragen und seid neugierig. Nehmt eine offene Haltung ein und hört Euch gegenseitig zu, ohne das Gesagte zu bewerten.

Hier sind einige Fragen, mit denen ihr starten könnt, falls ihr Euch bisher wenig über Geld unterhalten habt:

  • Was verdienst Du?
  • Was und wie viel wirst Du mal erben?
  • Wofür gibst Du Dein Geld aus?

Wenn Ihr Euch schon besser kennt und über die finanzielle Situation der anderen Person Bescheid wisst, könnt Ihr auch direkt tiefer einsteigen und das Gespräch nutzen, um Transparenz zu schaffen:

  • Was ist Dir bei Geld wichtig? Was macht Dir Sorgen?
  • Gibt es größere Anschaffungen, die Du in den nächsten Jahren planst?
  • Was sind Deine finanziellen Ziele in den nächsten 5 Jahren?
  • Wie sorgst Du für Deine Rente vor?
  • Könnt ihr euch auf gemeinsame Ziele und deren Umsetzung einigen?

Budgetverteilung

Wenn Ihr zusammenwohnt und gemeinsame Kosten habt, ist es ratsam, einen Überblick über die gemeinsamen Finanzen zu gewinnen. Wie hoch sind eure gemeinsamen Kosten? Wer trägt wie viel zum Einkommen bei? Wie hoch sind etwaige Schulden und Ersparnisse? Am besten erfasst Ihr Eure Einkommen und Ausgaben in einer Liste.

Sobald ihr eine Übersicht über eure Finanzen erlangt hat, stellt sich die Frage, wie Ihr gemeinsame Kosten verteilen wollt. Hier gibt’s kein Richtig und kein Falsch. Es muss zu Eurer Lebenssituation passen und sich für Euch gut anfühlen.

Finanztip empfiehlt drei mögliche Modelle, wie ihr eure Finanzen regeln könnt:

  1. Alle Kosten halbieren

Dieses Modell eignet sich für Paare mit ähnlichem Einkommen. Beide zahlen genau die Hälfte der gemeinsamen Kosten. Nehmen wir Emil und Lea: Wenn jeweils beide 3.000 Euro netto verdienen und die gemeinsamen Ausgaben 2.000 Euro betragen, zahlt jede Person 1.000 Euro. Diese Methode ist unkompliziert und wird bei ähnlichem Einkommen oft als fair empfunden.

  1. Anteilig nach Einkommen

Verdient eine Person deutlich mehr als die andere, können Paare die Kosten prozentual nach Einkommen aufteilen.

Ein Beispiel: Emil verdient mit 4.000 Euro doppelt so viel wie seine Freundin Lea mit 2.000 Euro. Ihre gemeinsamen Ausgaben belaufen sich auf 2.000 Euro. Diese teilen sie anteilig auf. Emil übernimmt daher zwei Drittel der Ausgaben, also 1.333 Euro. Lea übernimmt mit 666 Euro das restliche Drittel. Damit sind beide entsprechend ihren finanziellen Möglichkeiten gleich belastet – relativ gesehen.

  1. Gleicher finanzieller Spielraum für beide Personen

Ein weiteres Modell zielt darauf ab, dass beide Personen den gleichen finanziellen Spielraum haben, nachdem gemeinsame Kosten beglichen sind. Die Lösung bietet sich etwa an, wenn eine Person aufgrund gemeinsamer Kinder weniger Erwerbsarbeit verrichtet und dadurch weniger verdient.

In unserem Beispiel verdienen Emil und Lea zunächst je 3.000 Euro. Dann kommen Kinder hinzu und Lea reduziert ihre Arbeitszeit. Sie verdient nur noch 1.000 Euro. Emil verdient weiterhin 3.000 Euro. Damit beide am Monatsende gleich viel Geld zur Verfügung haben, kommt Emil allein für die gemeinsamen Kosten von 2.000 Euro auf. Dadurch bleibt jeder Person 1.000 Euro. Dieses dritte Modell, mit dem sich Paare finanziell gleichstellen, haben wir in Folge 154 detailliert vorgestellt. Ihr findet dort auch eine Excel zur Berechnung. Hier findet ihr die Folge.

Kontenmodelle für Paare

Wenn Ihr Euch für ein Modell zur Kostenverteilung entschieden habt, stellt sich die Frage: Wie organisieren wir unsere Finanzen praktisch? Welche Konten also brauchen wir?

Wir raten zu zwei Optionen, damit Ihr Eure Ausgaben nicht ständig miteinander verrechnen müsst:

Bei einem gemeinsamen Konto – dem klassische Modell – laufen alle Einnahmen und Ausgaben nur über ein Konto. Damit lässt sich das dritte Modell, in dem beide Personen den gleichen finanziellen Spielraum haben, am einfachsten umsetzen. Ihr habt die volle Transparenz über gemeinsame Einnahmen und Ausgaben. Das kann sich allerdings auch nachteilig auswirken: Ihr seht nämlich auch die Ausgaben der jeweils anderen Person. Und das wiederum kann im Zweifel zu Diskussion führen.

Wer mehr Freiheit über die persönlichen Finanzen behalten möchte, ist mit dem Drei-Konten-Modell besser bedient. Dabei behält jede Person ein eigenes Konto. Zusätzlich gibt es ein weiteres Gemeinschaftskonto für gemeinsame Ausgaben wie Miete oder Einkäufe. Das ist unser Favorit, weil es Transparenz mit individueller Freiheit verbindet.

Mehr zu den Kontomodellen für Beziehungen erfahrt ihr in den Folgen 55 und 56.

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